Daniel Flege
SEO & Online Marketing Manager
Googles Mitarbeiter des Monats heißt BERT. Das neueste Update des Suchalgorithmus ist jedoch nicht nur aufgrund seines Namens außergewöhnlich. Laut Google ist es nach RankBrain die bislang gravierendste Änderung - vielleicht sogar der größte Schritt vorwärts in der Geschichte der Suchmaschine. Doch was steckt hinter dem skurrilen Namen und wie wirkt sich das Update auf Nutzer und SEOs aus?
Suchmaschinen haben es nicht leicht. Sie nehmen nicht nur Suchanfragen an und liefern Ergebnisse aus, sondern müssen zunächst die Suchintention des Nutzers herausfinden, um wirklich adäquate Ergebnisse liefern zu können.
Das Problem: Wir User wissen oft selbst nicht oder nur vage, wonach wir eigentlich suchen. Eine erfolgreiche Suche hängt also vor allem von einem guten Sprachverständnis des Suchalgorithmus ab - und genau hier hat Google nun bahnbrechende Fortschritte erzielt.
Das Ergebnis ist BERT, das neueste Google Update und laut Aussage des Unternehmens aus Mountain View das Größte seit 5 Jahren. Das gilt nicht nur für den Umfang des Projekts, sondern auch für den Impact, den BERT auf die Suchergebnisse haben wird. Laut Google betrifft das neue Update jede zehnte Suchanfrage und damit auch die angezeigten Webseiten.
Das Akronym BERT steht für Bidirectional Encoder Representations from Transformers und beschäftigt sich mit der sprachlichen Analyse von Suchbegriffen. Mittels Machine Learning ist BERT darauf trainiert, Suchanfragen nicht mehr nur Wort für Wort, sondern im Gesamtkontext zu interpretieren. Das Ergebnis sind Snippets, die die Suchintention des Nutzers gezielter bedienen.
Vor BERT behandelte Googles Algorithmus die Query des Users als eine Sammlung von Einzelwörtern, denen schlicht der Zusammenhang fehlte. Die Suchmaschine erkannte zwar bereits gut, welche Keyword-Kombinationen wichtig erschienen, sprachliche Nuancen oder gar eine natürliche Art der Fragestellung konnte sie nicht bedienen.
Als Ergebnis gewöhnten wir uns daran, unsere Anfragen als Keywords zu formulieren (“Restaurant Chinesisch Köln”), statt sie auf reale Weise zu stellen (“Wo kann ich in Köln lecker chinesisch essen?“)
Meet BERT, a new way for Google Search to better understand language and improve our search results. It's now being used in the US in English, helping with one out of every 10 searches. It will come to more counties and languages in the future.
— Google SearchLiaison (@searchliaison) October 25, 2019
Mit dem BERT Update ändert sich dies nun radikal. BERT behandelt Suchanfragen nicht mehr als bloße Wortansammlung, sondern setzt jedes Keyword in Relation zu dem vorherigen sowie nachfolgenden Wort. Hierdurch ist es Google möglich, Aussagen auf sprachlich natürliche Weise zu interpretieren und unsere Anfragen so zu deuten, wie wir sie auch meinen.
BERTs Berechnungsmodelle sind dabei so komplex, dass das Unternehmen auf die hauseigene Deep-Learning-Hardware der Cloud Tensor Processing Units (TPUs) angewiesen ist, um diese Komplexität des Sprachverständnisses umzusetzen.
Seine Stärken spielt das BERT Update vor allem aus, wenn es um längere Suchanfragen geht, die in einem konversationellen Stil verfasst sind. In der englischen Sprache ist Google nun in der Lage, Präpositionen wie “to” und “for”, welche die Bedeutung eines Satzes radikal beeinflussen können, korrekt zu deuten. Im Ergebnis sollen User dadurch in der Lage sein, der Suchmaschine wie in einem persönlichen Austausch auf natürliche Weise Fragen zu stellen.
Für dieses optimierte Sprachverständnis hat Google im Blogbeitrag zum BERT Update einige schöne Beispiele parat. Zuvor war die Suchmaschine nämlich nicht in der Lage zu unterscheiden, ob ein brasilianischer Reisender Informationen zu einem US-Visum sucht, oder ob sich ein US-Bürger über seinen Brasilien-Urlaub informiert. BERT erkennt nun die Bedeutung der Präposition “to” deutlich besser und spielt dem brasilianischen Nutzer ein entsprechend hilfreiches Snippet aus.
Vor BERT könnte ein reisewilliger Kanadier die Visa-Voraussetzungen für sein eigenes Land vorgeschlagen bekommen haben. BERT erkennt nun, dass ein Visum für Deutschland gemeint ist.
Ein weiteres Beispiel betrifft ein Wort, welches vor BERT gerne einmal ignoriert wurde: “not”. Oft genug gab es auch in der deutschen Variante Situationen, in denen wir das Gegenteil von dem angezeigt bekamen, was wir eigentlich suchten. Google illustriert dies im Blogartikel mit der Suche nach der richtigen Parkweise an einem Hang.
Der User möchte hier wissen, wie er die Reifen seines Autos zu stellen hat, wenn es keinen Bürgersteig gibt. Der vorherige Algorithmus verstand jedoch nur “Parken am Hang” sowie “Bürgersteig” - und zeigte eben genau das an, was der Nutzer bereits wusste, statt das gegenteilige Problem zu lösen. BERT erkennt nun diese Nuancen und kann das Wort “not” im Sinnzusammenhang interpretieren. Unser Beispiel zeigt, wie diese Anfrage bei einer deutschen Suche aussehen könnte.
Vor BERT schlägt Google einen Artikel zum Parken am Hang mit Bordstein vor. Mit dem BERT Update bekommt der User eine Forenfrage ausgespielt, in dem es explizit um das Parken ohne Bordstein geht.
Mit jedem neuen Google Update geht eine Welle der Schnappatmung durch die SEO-Community. Kein Wunder, denn oft gehen solche Rollouts zunächst mit signifikanten Auf- oder Abwertungen einher, bis sich die Rankings nach einigen Wochen auf ein gesundes Mittelmaß einpendeln.
Beim BERT Update musst Du jedoch nicht in Panik ausbrechen, denn bislang hatte dies keine gravierenden Auswirkungen auf die Rankings. Tools wie Algoroo.com tracken die Aktivitäten des Google Algorithmus und konnten im Vergleich zu vorherigen Core Updates keine beträchtlichen Fluktuationen feststellen.
Dies liegt daran, dass der Algorithmus vor allem längere und komplexere Suchanfragen neu interpretiert, welche über weniger Suchvolumen und daher Impact auf das Ranking verfügen.
© Algoroo.com, 2019
Kurz und knackig: gar nicht. Das BERT Update ist lediglich dazu gedacht, die menschliche Sprache besser zu verstehen und Nuancen in langen Suchanfragen klarer zu erkennen.
Deine Hauptaufgabe sollte es daher nicht sein, Deine Seite für Google BERT zu optimieren, sondern für Deine menschlichen Besucher. Verfasse Deinen Content in natürlicher Sprache und überlege Dir, auf welche konkreten Fragen Du Antworten mit Mehrwert liefern kannst.
There's nothing to optimize for with BERT, nor anything for anyone to be rethinking. The fundamentals of us seeking to reward great content remain unchanged.
— Danny Sullivan (@dannysullivan) October 28, 2019
Außerdem ist das BERT Update nicht dazu gedacht, RankBrain zu ersetzen, sondern unterstützt dies durch ein feineres Sprachgefühl. Dass das nicht nur ein gut gemeinter Ratschlag unsererseits, sondern tatsächlich Fakt ist, hat Googles Danny Sullivan im obigen Tweet bereits bestätigt. Setze also weiterhin auf großartigen Content, schreibe für Deine Zielgruppe und nicht für eine Suchmaschine. Deine User - und schlussendlich auch Google - werden es Dir danken.
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Daniel Flege ist Marketing- und Produktmanager bei Speedrank. In diesem Blog und auf Twitter gibt er Dir Infos und Tipps zu den aktuellsten Trends rund um die Themen SEO, Pagespeed und Web Performance.